Kennst du das Gefühl nach einem langen Brainstorming: Viele Ideen auf dem Papier, aber nichts davon fühlt sich wirklich durchdacht an? Als würde etwas Wichtiges fehlen? Vielleicht liegt das daran, dass du beim Denken und Gestalten einen wesentlichen Teil von dir selbst übersehen – deinen Körper.
Wenn das Denken nur im Kopf stattfindet
In der modernen Arbeitswelt haben wir uns daran gewöhnt, dass Innovation hauptsächlich am Bildschirm entsteht. Wir analysieren Daten, erstellen Personas, führen Marktanalysen durch. All das ist wichtig und richtig. Und doch entsteht dabei oft das Gefühl, dass etwas fehlt – eine Dimension, die unsere Lösungen lebendiger und stimmiger machen könnte.
Die Neurowissenschaft zeigt uns inzwischen, was wir vielleicht schon geahnt haben: Unser Körper ist nicht nur ein Transportmittel für den Kopf. Er ist ein intelligentes System, das ständig wahrnimmt, bewertet und Erkenntnisse gewinnt, oft bevor unser bewusster Verstand überhaupt merkt, dass da etwas ist.
Embodied Design: Gestalten mit Körpersinn und Sprache
Embodied Design bedeutet, diese körperliche Intelligenz bewusst in den Gestaltungsprozess einzubeziehen. Es verbindet drei bewährte Ansätze:
- Embodied Cognition zeigt uns, wie der Raum und der Körper das Denken beeinflusst. Die Art, wie wir sitzen, stehen oder uns im Raum bewegen, verändern tatsächlich unsere Gedanken und Ideen.
- Konzeptuelle Metaphern verdeutlichen, wie Sprache und Körper verbunden sind. Wenn wir sagen „Der Markt bewegt sich“ oder „Die Lösung ist greifbar“, aktivieren wir körperliche Erfahrungen, die unser Verstehen vertiefen.
- TAE/Focusing, entwickelt von Eugene Gendlin, lehrt uns, auf das „gefühlte Wissen“ des Körpers zu hören – jene vagen, aber wichtigen Ahnungen, die uns oft den Weg weisen.
Wie sich das verkörperte Gestalten in der Praxis anfühlt
Stell dir vor, du entwickelst dein nächstes Projekt nicht nur am Schreibtisch, sondern beziehst deinen ganzen Körper mit ein:
- Du betrittst den Raum, in dem dein Produkt genutzt wird, und spürst: Wie fühlt sich das an? Was macht dieser Ort mit deiner Haltung, deinem Atem?
- Du bewegst dich, wie sich Nutzer mit deinem Produkt bewegen würden. Welche Gesten entstehen natürlich? Was fühlt sich flüssig an, was sperrig?
- Du berührst Materialien, Texturen, spürst Temperaturen und Widerstände. Was teilt sich durch die Hände mit, was der Verstand allein nie erfassen könnte?
Körperliche Intelligenz als Zukunftsvorteil
Je mehr die künstliche Intelligenz rationale Prozesse übernimmt, desto wichtiger wird das, was uns als Menschen auszeichnet: unsere Fähigkeit zu spüren, zu erleben, mit dem ganzen Körper zu verstehen.
Embodied Design nutzt genau diese menschliche Einzigartigkeit. Es geht nicht darum, weniger zu denken, sondern vollständiger zu denken – mit Kopf, Herz und Körper.
Der erste Schritt ins Spüren
Innovation beginnt nicht mit der perfekten Idee. Sie beginnt mit der Bereitschaft, alle unsere Sinne und unser ganzes Sein in den Gestaltungsprozess einzubeziehen.
Vielleicht spürst du jetzt schon: Es ist Zeit für einen anderen Ansatz. Einer, der nicht nur funktioniert, sondern sich auch gut anfühlt.
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